Friese
Das Friesenpferd
Der Traum eines fast jeden pferdeliebenden Mädchens und die wohl imposanteste sowie unverwechselbarste Pferderasse auf der Welt, das ist der Friese. Dabei handelt es sich um ein Pferd aus der Warmblutzucht, das aber zahlreiche Kaltblütereigenschaften besitzt, die sich auch optisch zeigen. Deshalb wird er fälschlicherweise häufig auch den Kalt- anstatt Warmblütern zugeordnet.
Diese Rasse umfasst ein außergewöhnliches Pferd, das sich durch einen besonderen Charakter sowie spezielle Fähigkeiten/Talenten von den meisten anderen Pferderassen unterscheidet.
Steckbrief
Rassenbezeichnung | Friese |
Ursprung | Holland/Niederlande |
Hauptzuchtgebiet | Niederlanden/Westfriesland |
Verbreitung | europaweit |
Stockmaß | zwischen 138 und 148 cm |
Farben | schwarz, sehr selten weiß und dann auch nur als "Zuchtfehler" oder Albino |
Haupteinsatz | Freizeit-, Western-, und Dressur-Reitsport sowie als Fahrpferd ein- oder mehrspännig |
Charakter | nervenstark, lernwillig, sehr personenbezogen, ausgeglichen, sanftmütig |
Besondere Eigenschaften | imposantes Erscheinungsbild |
Der Friese - ein Pferd und seine Geschichte
Als (wahrscheinlich) älteste Pferderasse kann der Friese auf eine Herkunftsgeschichte zurückblicken, die bis ins Mittelalter reicht. Die friesländische Provinz und der dort ansässige germanische Volksstamm verdanken der Zucht eines großrahmigen, "pompösen" Ritterpferdes ihre Bekanntheit. Hier findet der Friese seinen Ursprung, als er mit den Kriterien der Rittigkeit und eines erhabenen Auftretens, gezüchtet wurde und zum Reitpferd für Ritter wurde.
Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert zog der Friese in berühmte Gestüte und auch Fürstenhöfe ein, nachdem er mit spanisch-blütigen Pferden gekreuzt wurde. Als Zugpferd wurde er vor Prunkkarossen gespannt. Später fand er aufgrund seiner starken, muskulösen Statur Einsatz in der Landwirtschaft. Die Bauern waren es, welche das Aussterben der Friesen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verhinderten. Als um 1900 die ersten Traktoren die Arbeit der Pferde auf dem Land ersetzten, wurde es zunehmend stiller um den Friesen. Erst ab 1970 nahm die Verbreitung wieder zu und die Rasse entwickelte sich einem beliebten Freizeitpferd. Mittlerweile sind im Zuchtbuch knapp 60.000 Friesen in über 50 Ländern registriert und sorgen vielfach für beeindruckende Shows klassischer Reitkunst.
Das Exterieur
Die bedeutendsten und auffälligsten Erkennungsmerkmale eines Friesen sind die kräftige, aber dennoch nicht zu schwere Körperstatur, die lange Behaarung auch an den Fesseln sowie die glänzende, pechschwarze Fellfarbe. Ein Friese in Weiß entspricht nicht den Zulassungskriterien für Friesen und gilt allgemein auch als unerwünscht. Dennoch kommen weiße Friesen gelegentlich vor, wobei es sich um "fehlerhafte" Züchtungen oder Albinos handelt.
Der Körperrahmen ist rechteckig mit langem Rücken und Hals. Der Kopf ist relativ hoch angesetzt, von leicht länglicher Form und mit feinen Konturen. Mit einem Stockmaß zwischen 155 und 165 Zentimeter zählen sie eher zu den kleineren Warmblütern/Großpferden. Farbliche Abzeichen sind am Kopf erlaubt, dürfen laut Zuchtstatuten aber nicht größer als drei Zentimeter sein. Friesen mit Blesse sind bisher unbekannt. In der Regel handelt es sich punkt- oder sternförmige Stirnabzeichen. Während bis 1996 die Friesenkennzeichnung mittels Zungen-Tattoo erfolgte, wird die Kennzeichnung heutzutage mittels Chip vorgenommen.
Das Interieur
Wenn Du Dich für einen Friesen entscheidest, erwartet Dich ein sehr charakterstarkes und ausgeglichenes Pferd. Nervenstärke, Zuverlässigkeit sowie eine hohe Arbeits-/Lernbereitschaft zeichnen sie besonders aus. Sie gelten als sehr unerschrockene Pferde, die sich auch eine sehr sanftmütige Seite in sich tragen. Wenn sie Dir vertrauen, werden sie auffallend "anhänglich" und menschenbezogen. Ab dann zeigen sie sich enorm lernwillig und mit viel Freude an der gemeinsamen Arbeit, sodass Du ihnen sogar Zirkuskunststücke oder Ähnliches beibringen kannst.
Reiten und Fahren
Der Friese ist für das Reiten ebenso wie als Kutschpferd geeignet. Manche besitzen schwunglose Grundgangarten und eine zu schwerfällige Rückenpartie, was einen Friesen eher als Fahrpferd nutzen lässt. Zeigt er aber schwungvolle Bewegungsabläufe und eine ausreichend lockere Rückenmuskulatur, kann ein Friese sogar zu einem erfolgreichen Dressurpferd werden - wie beispielsweise der Friesenhengst Sky, den Alisa Mausbach 2018 in der S-Dressur vorstellte und besonders mit Piaffen und Passagen überzeugen konnte.
Für Reitanfänger ist der Friese weniger empfehlenswert. Das Kraftpaket will gefahrlos gehandhabt werden und benötigt einen erfahrenden Pferdeliebhaber, der den richtigen Umgang direkt umsetzen kann. Sind sich Reiter und Pferd sympathisch, machen mit dem Friesen auch lange Ausritte in der Natur oder das Westernreiten viel Spaß.
Haltungsbedingungen
Wird ein Friese zum Kaufen angeboten und weckt Dein Interesse, solltest Du Dir unbedingt vorher Gedanken über die Haltungsbedingungen machen. Diese Rasse ist sehr anspruchsvoll. Hier ist eine artgerechte Haltung mit anderen Pferden unabdingbar, da der Friese diese für sein Wohlbefinden benötigt. Ausreichend Raufutter und vorsichtige Dosierungen von Hafer sind wichtig, weil die Rasse körperlich bereits sehr mächtig ist. Aufgrund der massiven Muskulatur vor allem im Rücken, ist eine regelmäßige und gute Rückenarbeit für seine Gesundheit von großer Bedeutung. Zudem ist eine intensive und gründliche Fellpflege unerlässlich, damit auch die darunterliegende Haut gesund bleibt.
Rassetypische Krankheiten
Ein Friese bringt einiges an Gewicht mit sich. Das kann vor allem im jungen Alter während des Wachstums zu Problemen an den Kniescheiben führen, die sich im Herausspringen der Kniescheibe äußern (Patellaluxation). Meist springt die Kniescheibe automatisch wieder in Position. Ansonsten schafft Training oder eine gezielte Physiotherapie überwiegend Abhilfe. In wenigen Fällen ist allerdings ein operativer Eingriff vonnöten.
Aufgrund der langen Fesselbehaarung, gelangt weniger Luft in die Fesselbeuge und Feuchtigkeit trocknet langsamer ab. Das fördert Mauke (bakterielle Hautentzündung). Sie ist zwar mit Antibiotika-Salbe gut zu behandeln, kann sich aber als langwieriger Behandlungsprozess erweisen.