Holsteiner
Das Holsteiner Pferd
Als muskulöse Kraftpakete präsentieren sich die Holsteiner Pferde. Keine andere Pferderasse verzeichnet so viele Erfolge im Springsport, wie die Holsteiner. Ludger Beerbaum, der mit Classic Touch mit einer Goldmedaille von den Olympischen Spielen aus Barcelona zurückkam, Willi Melliger mit dem Holsteiner Schimmel Calvaro, der in Rom 1998 sich als das beste Pferd erwies und Otto Becker, der mit Dobels Cento in Aachen kräftig Gewinne absahnte - es sind nur wenige Beispiele, von unvergessenen und herausragenden Erfolgen von Holsteinern.
Steckbrief
Rassebezeichnung | Holsteiner |
Ursprung | Norddeutschland |
Hauptzuchtgebiet | Schleswig-Holstein |
Verbreitung | International |
Stockmaß | Holsteiner Stute um die 158 cm - Holsteiner Hengste um die 164 cm |
Farben | Hauptsächlich Braune und Rappen, weniger Füchse, Holsteiner-Schimmel selten |
Haupteinsatz | Dressur-, Spring-, Vielseitigkeitspferd sowie Fahrsport |
Charakter | Ehrgeizig, sportlich, freundlich, lernwillig |
Besondere Eigenschaften | Starke Springverlagerung, hohe Leistungsbereitschaft |
Geschichte vom Holsteiner Pferd
Die erste Züchtung blickt bis ins 13. Jahrhundert zurück. In den Marschregionen der Elbe und des westlichen Schleswig-Holsteins wurden sie für das Schleppen von landwirtschaftlichen Geräten gezüchtet. Später fanden sie auch Einsatz als Kutschpferde, die vor allem aufgrund des immens raumgreifenden Gangbildes sehr edel und deshalb vor allem in gehobenen Kreisen sehr beliebt waren. Seit 1883 gibt es das Zuchtbuchführung, in das bis heute jede Holsteiner-Stute mit Abstammung und Zuchtergebnissen eingetragen wird.
Als in den 50er Jahren die Bauern zunehmend auf Landwirtschaftsmaschinen zurückgriffen, nahm das Interesse am Holsteiner Pferd ebenso zu landwirtschaftlichen Zwecken ab, wie bei jeder anderen Pferderasse. Der Schwerpunkt lag in der Zucht nun vermehrt auf Sportpferden. Da das Holsteiner Pferd als sehr leistungsstark, trittsicher und ehrgeizig galt, eignete es sich gut dafür. Doch um ihm eine edlere Note zu verleihen, wurde die Rasse ausschließlich mit englischen Vollbluthengsten gekreuzt. Daraus entwickelte sich der heutige Holsteiner, der mit seinen typischen Merkmalen zu einem der schicksten Reit- und Fahrpferde der Geschichte der Warmblüter zählst.
Der deutsche Zuchtverband zählt heute 70 "eigene" Holsteiner Hengste. Ergänzt werden diese durch etwa 200 aktive Privathengste. Knapp 8.000 registrierte Zuchtstuten zählt der Holsteiner Zuchtverband derzeit.
Das Holsteiner Pferd und sein Exterieur
Häufig ist ein Holsteiner bereits auf den ersten Blick erkennbar. Sehr typisch ist der sportlich-muskulöse Körperbau, die kompakte Körperform mit einer vergleichsweise kurzen Rückenpartie sowie der kräftige, lange Hals. Die Schultern sind sehr ausgeprägt und erlauben vor allem im Galopp eine überdurchschnittlich hohen Aktion, die sehr typisch für diese Rasse und bei anderen äußerst selten in dieser Form zu sehen ist. Insbesondere in der gehobenen Dressur sind damit Hebebewegungen wie beispielsweise Piaffen, besonders beeindruckend anzusehen. Die weichen Konturen und schmale Form des Kopfes lassen ihn sehr edel erscheinen. Die Beine zeigen kräftige Gelenke und sind ebenso muskulös, wie der Rest des Körpers.
Das Interieur der Holsteiner Pferde
Der Holsteiner gilt als sehr nervenstark, ehrgeizig, leistungsfähig und belastbar. Temperament und Ausgeglichenheit halten sich meist die Waage. Sensible Charakteren sind selten. Es lässt sich relativ zügig ein Vertrauen zu ihm aufbauen, aber solltest Du es "missbrauchen", kann ein Holsteiner sehr lange nachtragend sein. Ansonsten zeichnet er sich meist durch ein freundliches Wesen aus, wobei er aber auch gern mal "mit dem Kopf durch die Wand" möchte. In der Regel lässt er sich aber stets gut zügeln und ist sehr lernwillig.
Holsteiner reiten
Die Rittigkeit ist bei einem Holsteiner als gut einzustufen. Weil es ihm im Vergleich mit beispielsweise Hannoveranern im Trab meist an reichlich Raumgriff fehlt, lässt er sich nicht so weich im Trab sitzen. Dafür bietet das Galoppieren ein einzigartiges Erlebnis. Durch seine kompakten Abmessungen ist er sehr biegsam, wobei die starke Muskulatur aber auch eine lange Aufwärmung erforderlich macht. Durch den hoch angesetzten und kräftigen Hals verleiht der Holsteiner seinem Reiter ein gutes Sicherheitsgefühl. Er lernt schnell und möchte gefordert werden. Als Springpferd ist er seit Zuchtbeginn prädestiniert, zeigt sich aber auch als Dressurpferd talentiert. Viel Freude bereiten ihm Geländeritte, sodass er auch ein ideales Vielseitigkeitspferd ist. Für erfahrene Kutschfahrer ist ein Holsteiner-Gespann ein wahres Erlebnis. Wenn Du Reitanfänger bist, solltest Du Dich immer für einen bereits gut ausgebildeten Holsteiner entscheiden, denn was er einmal gelernt hat, sitzt für immer.
Haltungsbedingungen
Der Holsteiner zählt zu den Großpferden und benötigt dementsprechend viel Platz in einer Großbox. Ideal ist eine Haltung mit Außen- und Weideauslauf, weil er über einen hohen Bewegungsdrang verfügt. Bleibt er nur in der Box, kommt die Balance zwischen seinem Temperament und seiner Ausgeglichenheit schnell ins Wanken, weshalb viel Bewegung und vor allem freie Bewegung sehr wichtig für Holsteiner ist. Da diese Rasse meist über ein dichtes Fell verfügt, ist auch die tägliche Fellpflege notwendig. Seine Hufe sind in der Regel sehr fest und robust, aber für den Reitsport und insbesondere beim Reiten auf wechselnden und/oder harten Untergründen solltest Du einen Holsteiner immer beschlagen lassen.
Rassetypische Krankheiten
Bisher sind keine rassetypischen Krankheiten beobachtet und auch keine besonderen Erkrankungsanfälligkeiten bekannt. Wenn Holsteiner viel im Sport eingesetzt werden, kann es allerdings häufiger zu Verletzungen vor allen an den Beinen kommen. Frühzeitige Verschleißerscheinungen von Gelenken sind vor allem bei starker Beanspruchung keine Seltenheit im Pferde-Hochleistungssport.